Arthur Harder, SS-Hauptsturmführer

Arthur Harder

SS-Obersturmführer Arthur Harder

Triggerwarnung: Diese Ausstellungsseite befasst sich explizit mit der Ermordung von Menschen und könnte verstörend auf Besucher:innen wirken.

Karl Arthur Alexander Harder (*19. September 1910 Frankfurt / Main, †3. Februar 1964 ebd.) war von September bis November 1943 der Adjudant von Paul Blobel und damit Leiter und Organisator des "Sonderkommandos 1005" in Maly Trascjanec. Er war für die Exhumierung der Massengräber in Blahaǔščyna und die Verbrennung der Leichen mitverantwortlich.

Harder wurde als Sohn eines Kaufmannes geboren und besuchte die Volks- sowie die Handelsschule. Ab 1926 absolvierte er eine kaufmännische Lehre und arbeitete bis 1938 in seinem erlernten Beruf. Bereits im Jahr 1929 trat Harder der NSDAP und der brutalen Sturmabteilung (SA) bei. 1930 wurde er Mitglied der Schutzstaffel (SS) und war ab 1938 hauptamtlich beim Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (SD) in Düsseldorf tätig. Von Sommer 1938 bis Frühjahr 1939 absolvierte Harder mehrwöchige Wehrübungen bei einem Flakregiment.1 Im Jahr 1940 wurde er zum Offizier (SS-Hauptsturmführer) befördert.2

Nach der völkerrechtswidrigen Annektion Polens im Jahr 1939 war Arthur Harder als Mitglied einer Einsatzgruppe im Raum Poznan tätig. Anschließend war er von 1940 bis 1943 als Mitarbeiter der Umwanderungszentrale in Lodz an der Vertreibung von polnischen und jüdischen Menschen im Warthegau beteiligt.

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Arthur Harder bestritt die ihm zur Last gelegten Tatvorwürfe und seine Beteiligung am "Sonderkommando 1005"

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Die Stellungnahme von Arthur Harder zu seiner Teilnahme einer Lebendverbrennung

1943 wurde Harder Adjudant des SS-Standartenführers Paul Blobel im "Sonderkommando 1005" und leitete von September bis November 1943 das von ihm aufgebaute "Enterdungkommando" aus sowjetischen Kriegsgefangenen in Maly Trascjanec. Arthur Harder war darüber hinaus an der Lebendverbrennung von drei jüdischen Menschen im Wald Blahaǔščyna beteiligt.3

Zum Ende des Krieges geriet Arthur Harder im damaligen Jugoslawien in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Flucht wurde er von britischen Truppen in Kärnten festgenommen. Im Juli 1946 entließen die Briten ihn aus der Kriegsgefangenschaft und übergaben ihn den US-amerikanischen Truppen. Aufgrund seiner SS-Zugehörigkeit blieb Harder zunächst im Internierungslager Dachau, bevor er nach Darmstadt verlegt wurde. 1948 wurde Arthur Harder entlassen und arbeitete an verschiedenen Standorten als Maurer und ab 1952 Kaufmann bei Krupp in Frankfurt am Main.4

Teilnahme an einer Lebendverbrennung bei Maly Trascjanec

Vermutlich Anfang November 1943 erfuhr Georg Heuser von einem höheren SS-Führer, dass einige jüdische Häftlinge, die verdächtigt wurden, ein Attentat auf die BdS-Dienststelle verübt zu haben, zu einer „besonderen Todesart“ verurteilt wurden. Die drei Häftlinge sollten noch am selben Tage bei Blahaǔščyna durch Verbrennung bei lebendigem Leibe exekutiert werden.

Als Angehöriger des "Sonderkommandos 1005" erhielt Arthur Harder den Befehl, für die Hinrichtung einen Leichenstapel vorzubereiten. Er veranlasste, dass einer der bereits aufgerichteten Stapel mit Tannenreisig abgedeckt wurde und ließ in der Mitte einen dicken Pfahl einstecken. Am späten Nachmittag fuhren mehrere Fahrzeuge vor, aus denen etwa zehn SS-Führer und SS-Unterführer der Dienststelle des BdS sowie zwei Männer und eine Frau ausstiegen: Die drei Gefangenen mussten sich entkleiden und wurden auf den vorbereiteten Leichenstapel geführt. Die Frau wurde an dem aufgerichteten Pfahl angebunden und der Scheiterhaufen kurz darauf mit einer Brennflüssigkeit übergossen und in Brand gesetzt. Die Frau stieß durchdringende Schmerzensschreie aus, bevor sie starb. Dem dritten Gefangenen gelang es, vom Scheiterhaufen herabzuspringen. Er wälzte sich auf dem Boden und schrie, bevor er erschossen wurde.5

Inhaltlich verantwortlich: Frank Wobig, Johanna Schweppe

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1 Vgl. LG Koblenz: Lfd-Nr. 552, JuNSV Bd. XIX. S.171 sowie Ullrich, „Ich fühl mich nicht als Mörder“. Die Integration von NS-Tätern in die Nachkriegsgesellschaft, S.252 - 254.
2 Vgl. LG Koblenz: Lfd-Nr. 552, JuNSV Bd. XIX, S.171.
3 Vgl. Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, S.226.
4 Vgl. LG Koblenz: Lfd-Nr. 552, JuNSV Bd. XIX, S.171 sowie Ullrich,"Ich fühl mich nicht als Mörder", S.252-254.
5 Vgl. LG Koblenz: Lfd-Nr. 552, JuNSV Bd. XIX, S. 229-234.