Otto Drews

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Portrait Otto Drews, ca. 1939 - 1945

Im Rahmen seiner Karriere im öffentlichen Dienst der Polizei wurde Otto Drews (*30. Mai 1910 in Gerdauen, † nach 1973) ab Anfang November 1943 bei der "Aktion 1005" in Maly Trascjanec eingesetzt. Er überwachte die Spurenbeseitigungsaktion.

Otto Erich Drews besuchte bis zur Mittleren Reife das Realgymnasium in seinem Geburtsort Gerdauen. Im Anschluss war er im Kraftfahrzeughandwerk tätig, bevor er am 4. April 1929 in den Dienst der Landespolizei in Sensburg/Ostpreußen eintrat. Von 1935 bis Ende März 1937 leistete Otto Drews, der weder Mitglied der NSDAP, der Schutzstaffel noch der Sturmabteilung war, seine Wehrpflicht in der Wehrmacht ab und kehrte anschließend in den Polizeidienst zurück.

Mitte 1941 wurde Drews in den Polizeiverwaltungsdienst übernommen und im Januar 1942 zu seiner neuen Heimatdienststelle, dem Polizeipräsidium Kiel, versetzt und mit Wirkung vom 1. Januar 1942 zum Polizeisekretär befördert.1 Mit Wirkung zum 1. April wurde Otto Drews im Rang eines Revier-Oberwachtmeisters zum langfristigen Notdienst im Rahmen der Polizei herangezogen und dem Polizei-Ausbildungs-Bataillon V. zugewiesen.

Im Anschluss gelangte Drews über einige Zwischenstationen im August 1943 nach Wien-Purkersdorf zur dortigen Polizeipanzerschule. Hier wurde Drews Ende Oktober 1943 einem 30 bis 35 Mann starken Zug unter der Führung von Otto Goldapp zugeteilt, der über Minsk nach Smolewitsche in Belarus und schließlich Anfang November 1943 nach Maly Trascjanec verlegt und zu einem „Sonderauftrag“ abgestellt wurde.2

Zeugenbericht Otto Drew zur Lebendverbrennung in Blahaǔščyna im November 1943

Bericht von Otto Drews zur Lebendverbrennung in Blahaǔščyna im November 1943

Im ehemaligen SD-Lager von Maly Trascjanec wurde Drews zusammen mit 20 bis 25 Männern seines Zuges in einer Baracke untergebracht und dem "Sonderkommando 1005" unterstellt. Otto Goldapp unterrichtete die Männer darüber, dass sie "Enterdungsarbeiten" zu bewachen hätten:

„Durch [gefangene] russische Partisanen würden Gräber geöffnet werden in denen Juden liegen würden, die 1941 oder 1942 von der SS erschossen worden sein.“3

Seine Eindrücke von den Vorgängen im Wald von Blahaǔščyna schilderte Drews im Zuge staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen gegen Angehörige des "Sonderkommandos 1005" wie folgt:

„[…] Die Leichen wurden mit Haken aus den Gräbern gezogen. Sie wurden dann auf selbstgemachte Tragbahren von den Häftlingen zum Scheiterhaufen gebracht und dort abgelegt. Der Scheiterhaufen bestand abwechselnd aus einer Schicht Holz und einer Schicht Leichen. […]“4

Otto Drews wurde als Wachposten im Wald von Blahaǔščyna eingesetzt und konnte die Exhumierung und Verbrennung der ermordeten Menschen einsehen. Drews ging nach eigener Aussage manchmal zu den Gruben und sah unter anderem bei der Lebendverbrennung von drei Personen durch Angehörige der SS im November 1943 zu.5

Im Februar 1944 wurde Otto Drews mit Teilen seines Zuges über Smolewitsche, Gdingen und Lodz nach Wien-Purkersdorf zurückverlegt. Nach Salzburg abkommandiert erhielten Drews und der Rest seines Zuges den Auftrag, sich in Kärnten Quartiere zu beschaffen. In Kärnten wurde Otto Drews der Einatzgruppe „Iltis“ unter Führung von Paul Blobel unterstellt, die in der Bandenbekämpfung eingesetzt wurde. Das Ende des Krieges erlebte Drews im österreichischen Villach.6

Nach dem Krieg bat Drews um die Aufhebung der Verpflichtung im Notdienst und um die erneute Aufnahme in der Sicherheitspolizei.7 Er nahm die Arbeit bei der Landespolizei Schleswig-Holstein als Polizeimeister auf,  wurde 1951 zum Polizei-Obermeister befördert und ging am 3. Dezember 1966 in den Ruhestand.8

Inhaltlich verantwortlich: Johanna Schweppe, Frank Wobig

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1 Vgl. StAnw Hamburg 213-12 0597-003, S. 250f sowie: LG Koblenz Lfd.-Nr. 662A, JuNSV Bd. XXVII, S.13.
2 Vgl. StAnw Hamburg 213-12 0597-003, S. 251f.
3 Ebd. S. 252f u. 273.
4 Ebd. S. 273f.
5 Vgl. ebd., S. 255 u. 275.
6 Vgl. ebd., S.251ff.
7 Vgl. ebd.
8 Vgl. ebd., S. 15.