Bahnhöfe und Transport

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Aspangbahnhof 1910

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Mahnmal und Widmungstafel am ehemaligen Aspangbahnhof in Wien

Der Weg vom Sammellager zum Aspangbahnhof – über den Schwedenplatz, die Ringstraße und die Ungargasse – zeigt wie zentral die Deportationen stattfanden. Dabei mussten die Menschen auch Beschimpfungen und Demütigungen einiger Wienerinnen und Wiener über sich ergehen lassen. 

Herbert Schrott:

„In meinem Gedächtnis sind noch immer die höhnischen, verächtlichen und gemeinen Zurufe der Menschen wie eingebrannt. [...] Es gab kein Zeichen des Mitgefühls, des Mitleids oder der Menschlichkeit, lediglich Hohn und Spott.”

Der Westbahnhof und der Nordbahnhof sollen an dieser Stelle nur kurz erwähnt werden. Nach den Massendeportationen nach 1943 wurden bis 1945 vom Nordbahnhof kleinere Gruppen und Einzeltransporte von ungefähr 2140 Menschen in den Osten deportiert. Vom Westbahnhof aus gab es Deportationstransporte in die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald.

Der Fokus liegt auf dem Aspangbahnhof, da dieser für Malyj Trostenez bedeutungsvoller war. Zwischen Oktober 1939 und Februar 1941 ging vom Aspangbahnhof der Großteil der Deportationen mit insgesamt 45 Transporten in die Ghettos und Vernichtungslager des Ostens aus. Insgesamt 47.035 Frauen, Männer und Kinder wurden vom Aspangbahnhof deportiert. Bis heute sind nur 1073 Überlebende bekannt.

Nach Kriegsende wurde der Betrieb des Bahnhofs bis 1971 aufrechterhalten. Danach fungierte er bis 2001 als Güterbahnhof. Nach dem Abriss des Bahnhofsgebäudes 2002 wurde 2017 ein Mahnmal in Form von einer dreiteiligen Skulptur, bestehend aus „Schienen”, „Rampe” und einem in den Boden vertieften Betonquader, errichtet. Es soll verdeutlichen, dass der Weg in die Vernichtung für den Großteil der Opfer der Shoah bereits inmitten der Stadt, vor den Augen der Verwandten, Freunde und Nachbarn begann.

Die ersten Transporte von Wien in Richtung Osten fanden bereits 1939 statt. Es wurde versucht, in Nisko am San ein „Judenreservat“ aufzubauen.  Noch im Februar und März wurden ca. 5.000 Jüdinnen und Juden in fünf Transporten ins „Generalgouvernment“, im ehemaligen Polen, gebracht. Mit dem Einmarsch in die Sowjetunion im Jahr 1941 änderten die Nationalsozialisten ihre „Judenpolitik“ weg von der Vertreibung, hin zur Vernichtung.[1] Noch bevor im Herbst 1941 die großen Deportationen im „Altreich“ begannen[2], deportierten die Nationalsozialisten bereits im Februar und März Wiener Jüdinnen und Juden in die Ghettos des „Generalgouvernments“. Im Herbst wurden schließlich 5.000 Menschen in das Ghetto Litzmannstadt und 6.000 Menschen in die Ghettos von Minsk und Riga deportiert. Nicht alle Personen gelangten an ihren Bestimmungsort, viele starben während der Fahrt an Erschöpfung oder wurden von der Wachmannschaft exekutiert. Im Frühjahr 1942 wurden 5.000 Menschen in die Ghettos Izbica und Wlodawa transportiert und anschließend ermordet. Ebenfalls im Jahr 1942 wurden mehrere tausend Jüdinnen und Juden nach Malyj Trostenez verbracht. Diese wurden zum überwiegenden Teil unmittelbar nach der Ankunft erschossen oder mit Gaswagen ermordet. Im Juni 1942 wurde die Menschen verstärkt in das Ghetto Theresienstadt gebracht.[3] Waren zu Beginn der Vernichtungswelle Personen in sogenannten „Mischehen" noch sicher, wurden diese ab Oktober 1942 ebenfalls abtransportiert und in den Vernichtungslagern im Osten ermordet.[4] Insgesamt wurden mindestens 66.500 Menschen aus Wien von den Nationalsozialisten ermordet.[5]

Quellen:

[1] Vgl. Christa Mehany-Mitterrutzner. Vernichtung – Deportationen nach Maly Trostinec, 1942. (2019) 13.

[2] Vgl. Wien Geschichte Wiki, Deportationen, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Deportation, Zugriff 29.03.2021.

[3] Vgl. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Die Deportation nach Theresienstadt, https://ausstellung.de.doew.at/m17sm148.html, Zugriff: 29.03.2021.

[4] Vgl. Wien Geschichte Wiki, Deportationen, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Deportation, Zugriff 29.03.2021.

[5] Vgl. Wien Geschichte Wiki, Deportationen, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Deportation, Zugriff 29.03.2021.