Zwischen Arisierung und Deportation

Einführung

Im Jahr 1939 befanden sich ca. 180.000 Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet des ehemaligen Österreichs.[1] Den Plänen der Nationalsozialisten zufolge sollte das Gebiet des gesamten Deutschen Reiches „judenrein“ werden. Viele Jüdinnen und Juden versuchten deshalb zu fliehen, doch gab es riesige Hürden bis zur Ausreise. Um emigrieren zu können, benötigten die Jüdinnen und Juden Geld. Durch die „Arisierung”, welche durch die „Vermögensverkehrsstelle“[2] vorangetrieben wurden, verloren sie jedoch ihre Existenzgrundlage. Durch mehrere Verordnungen[3] war es ihnen auch verboten, ihren Beruf auszuüben oder ihr Geschäft zu führen.[4] [5] Überdies wurde von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ mittels eines Systems aus Abgaben und Auswanderungsgebühren versucht, den Jüdinnen und Juden auch noch die letzten Ersparnisse abzunehmen.[6] Die „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ und die Gestapo waren auch jene Organisationen, welche in weiterer Folge die Deportationen der Jüdinnen und Juden organisierten.[7] Ab dem Kriegsausbruch 1939 gestaltete sich die Ausreise aus dem Deutschen Reich zunehmend unmöglich. Nach dem Vormarsch deutscher Truppen waren Frankreich und die Benelux-Staaten (Belgien, Niederlande und Luxemburg) keine sicheren Zufluchtsländer mehr. Erschwerend kam hinzu, dass zu diesem Zeitpunkt auch Großbritannien seine Migrationspolitik änderte und keine Flüchtlinge aus den deutschen Gebieten mehr aufnahm.[8]

Foto Abtransport des Gepäcks von Deportierten, Sammellager Kleine Sperlgasse 2a, Wien 2.

Abtransport des Gepäcks von Deportierten, Sammellager Kleine Sperlgasse 2a, Wien 2.

Quellen: 

[1] Vgl. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Die Deportation der österreichischen Juden, https://ausstellung.de.doew.at/b62.html, Zugriff: 29.03.2021.

[2] Vgl. Botz, G. (2017). Nationalsozialismus in Wien: Machtübernahme, Herrschaftssicherung, Radikalisierung 1938/39. Historical Social Research, Supplement, 28 (2nd ed.), 312.

[3] Vgl. z.B. Dritte Verordnung über Angelegenheiten der Rechtsanwälte, Rechtsanwaltsanwärter und Verteidiger in Strafsachen in Österreich vom 27. September 1938, RGBl I S. 1406.

[4] Vgl. Botz, G. (2017). Nationalsozialismus in Wien: Machtübernahme, Herrschaftssicherung, Radikalisierung 1938/39. Historical Social Research, Supplement, 28 (2nd ed.), 271.

[5] Vgl. allg.: Alexander Mejstrik u.a.: Berufsschädigungen in der nationalsozialistischen Neuordnung der Arbeit. Vom österreichischen Berufsleben 1934 zum völkischen Schaffen 1938-1940 (Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission, Bd. 16), Wien 2004.

[6] Vgl. Botz, Gerhard. (2017). Nationalsozialismus in Wien: Machtübernahme, Herrschaftssicherung, Radikalisierung 1938/39. Historical Social Research, Supplement, 28 (2nd ed.), 270.

[7] Vgl. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Die Ahndung der Deportationsverbrechen, https://ausstellung.de.doew.at/b140.html, Zugriff 29.03.2021.

[8] Vgl. Wien Geschichte Wiki, Deportationen, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Deportation, Zugriff 29.03.2021.

Zwischen Arisierung und Deportation