Die Ankunft im Lager

Auf die Ankunft in Minsk folgte eine Selektion. Nur jene Menschen, die stark und gesund genug zum Arbeiten waren, kamen ins Lager, die anderen wurden direkt getötet und in Massengräbern verscharrt. Die vier Familienmitglieder Seiler überstanden die erste Selektion und wurden zur Arbeit eingeteilt.

„Für den Abtransport der Kranken, auf der Fahrt verrückt gewordenen Menschen, der alten und gebrechlichen (die Zahl belief sich bei unserem Transport auf ca. 200) standen Kastenwagen – graue, große geschlossene Autos – bereit, in die man die Leute übereinander durcheinander hineinwarf. Männer, Frauen, alte, kranke, irre und tote Menschen. Die anderen gingen zur Bahnhofssperre. Dort wurden einem sämtliches Handgepäck und die Ueberkleider abgenommen, Kastenwagen und L.K.W’s standen bereit und brachten die Leute auf eine Wiese. Man suchte aus den Angekommenen 81 arbeitsfähige Leute aus und brachte diese in das 12 km von Minsk entfernte Lager der Sicherheitspolizei und des S. D. – Klein-Trostenez (das sich neben dem gleichnamigen Dorf befindet). […] Jede 2. Woche, jede Woche[,] manchmal sogar kam[en] 2 Transporte in einer Woche. Immer ungefähr ca. 1000 Leute zu uns ins Lager und wurden auch die Gepäcksstücke dieser gebracht, während von den Transporten auch manchmal niemand, manchmal 20, manchmal 30 Facharbeiter zu uns ins Lager kamen. Kamen neue Leute an wurden andere nicht 100 % einsatzfähige ausgesondert. Uns wurde gesagt, dass die einen ins Krankenhaus, die anderen auf andere Güter zur Arbeit kamen. Auf unserem Gut sollten wir die besten Arbeiter bleiben, damit unser Lager zum Musterlager werden kann“[1]

Quelle: 

[1] sog. Seiler-Bericht,S.3