Zwangsarbeit
Die als arbeitsfähig eingestuften Überlebenden dieser Selektion müssen unter härtesten Bedingungen Zwangsarbeit verrichten, um die Versorgung der deutschen Besatzung im Bereich um Minsk mit wichtigen Gütern wie Lebensmitteln, Werkzeugen und Kleidung zu ermöglichen.[1] Arbeitstage mit täglich über 12 Stunden waren die Regel – ebenso wie harte Strafen für diejenigen, die ihr Arbeitspensum nicht erreichten.
„Der höchste Lagerstand waren ungefähr 600 Juden und 300 russische Häftlinge. Unter den denkbar schlechtesten Bedingungen mussten wir täglich 12–15 Stunden arbeiten. Bald mussten Baracken aufgestellt werden, ein Ghetto gebaut werden, ein Pumpwerk wurde errichtet, Elektrizität eingeleitet. Die Felder mussten bebaut und Keller gegraben werden. In der Schneiderei, Wäscherei, Tischlerei, Schusterei, Gerberei, Glaserei gab es Arbeit über Arbeit und alles sollte ruck-zuck geschehen. Jede Arbeit war terminisiert und Gnade dem, der seinen vorgeschriebenen Termin nichteinhalten konnte.” [2]
Zwangsarbeit im Magazin
Eine Beschäftigung war die Arbeit im sogenannten Magazin, wo wohl auch Wolf Seiler selbst arbeiten musste. Dort wurden jene Habseligkeiten sortiert, die den Insassen des Lagers sowie den Bewohnerinnen und Bewohnern der umliegenden Ghettos abgenommen worden waren – wie zum Beispiel nach der Räumung des Ghetto Sluzk im Februar 1943, das insgesamt 1.600 Todesopfer forderte:
„Nach der Räumung des Ghettos Sluzk und Baranowitsche, woran sich unser Lagerkommando beteiligt, wurden insgesamt 10 Facharbeiter zu uns ins Lager gebracht. Auch die 'erbeuteten’ armseligen Habseligkeiten, an denen noch Blutspritzer zu sehen waren, wurden zu uns ins Lager gebracht.” [3]
Quelle:
[1] Vgl.: Kat. Wanderausstellung „Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ 2016-2019, S. 87
[2] Seiler Bericht, S. 4.
[3] Ebd., S. 6.