Familienschicksale. Intergenerationelles Familiengedächtnis
In Wien ist die Erinnerung an Malyj Trostenez eng mit dem Namen Waltraut Barton verknüpft, ihr gebührt der Verdienst, hier ein Bewusstsein für den Vernichtungsort geschaffen und einen Erinnerungsort initiiert zu haben. Waltraud Barton wollte zunächst mehr über die Deportation der ersten Frau ihres Großvaters, Malvine Barton, wissen. Diese wurde, obwohl sie seit 1914 nicht mehr Teil der jüdischen Gemeinde war, am 17.8.1942 nach Malyj Trostenez deportiert und dort ermordet.
Als Waltraud Barton zu ihrem 50. Geburtstag 2009 nach Malyj Trostenez fuhr, um Malvine zu gedenken, fand sie dort weder ein Denkmal noch ein Schild, das an die Gräueltaten vor 70 Jahren erinnerte. Das nahm sie zum Anlass, einen Verein zu gründen: "Initative Malvine. Maly Trostinec erinnern" (IM-MER). Seitdem organisiert sie Gedenkreisen nach Minsk, veröffentlichte ein Buch, in welchem sie den Ermordeten ihre Namen zurückgibt, hängte gelbe Schilder im Wald der Erinnerung auf und initiierte die Errichtung eines Mahnmals, dem „Massiv der Namen“.
Für die Zukunft wünscht sich Waltraud Barton, dass wir auch in Wien an Malyj Trostenez erinnern: am Aspangbahnhof, vor den Sammelwohnungen, etwa in Form von Stolpersteinen. Malyj Trostenez soll ein Synonym für Massenvernichtung sein. Sie betonte in einem Interview, dass nur, wenn wir uns bewusst machen, was die Ermordung von den 9.735 Wiener Jüdinnen und Juden möglich machte, verhindert werden könne, dass so etwas in Zukunft noch einmal passieren würde. Man müsse hinschauen, sich einmischen, erinnern statt vergessen. Darin liege eine gesellschaftliche Verantwortung.
Bitte klicken Sie auf die markierten Felder im „Massiv der Namen" um mehr über die Familien zu erfahren.
Quellen:
Quellen Text im Bild Theresia Löwy:
– Magder, Edna (2015): Searching for my grandmother. S. 20–23.
– Magder, Edna (2015): Searching for my grandmother. S. 36.
Quellen Text im Bild Malvine Barton:
– Barton, Waltraud (2015): Das Totenbuch – Maly Trostinec. Den Toten ihre Namen geben. Wien: Edition Ausblick. S. 18.
– Barton, Waltraud (27.05.2021): Interview mit Sophie Wenkel und Verena Radner.