Erinnerungskultur- und Erinnerungspolitik

In Malyj Trostenez kann ein deutlicher Unterschied zwischen offiziellem staatlichen und inoffiziellem, zivilgesellschaftlichen Gedenken konstatiert werden. Während der „Wald der Erinnerung“ auf Privatinitiative von Waltraud Barton und dem Gedenkverein IM-MER entstanden ist und besonders an die Lebensgeschichten der deportierten Personen erinnern möchte, ist das „Massiv der Namen“ ein klares Symbol nationalen Erinnerns von staatlicher Seite, das eher an ein Opferkollektiv erinnert, vor allem an die jüdischen Opfer.

Orte der Erinnerung in Malyj Trostenez

Lange Zeit wurde das Gelände von Malyj Trostenez für andere Zwecke genutzt. Das Gedenken fand hauptsächlich im einige Kilometer entfernten Bolšoj Trostenez statt. Erst Mitte der 1990er und frühen 2000er Jahre entwickelten sich erste Ideen zur Umgestaltung des Areals in einen Gedenkort. Lange wurde in der Sowjetunion nur der Partisaninnen und Partisanen gedacht, die in Malyj Trostenez ermordet wurden.

Die Bestrebungen, das Waldstück von Blagowschtschina, in dem sich die Erschießungsgräber und Massengräber der Opfer von Malyj Trostenez befinden, zu einem Gedenkort auszubauen, gehen vor allem auf die Initiative der belarussischen jüdischen Gemeinde und deutsche Partner-NGOs zurück. Hier befinden sich neben den Massengräben der „Weg des Todes“ sowie der „Wald der Erinnerung“.

Statt, wie im offiziellen Teil, Besucherinnen und Besucher mit einem monumentalen Denkmal beeindrucken zu wollen, ist das neueste Denkmal, Leonid Levins „Weg des Todes“, minimalistisch gehalten und fordert die Besucherinnen und Besucher auf, den letzten Weg der Opfer nachzuempfinden. Dieser beginnt bei aus Beton gegossenen Koffern, die das Gepäck der Opfer symbolisieren, führt dann durch eine Reihe stilisierter Eisenbahnwaggons und ein Stück des Waldes, und endet schließlich bei den Massengräbern bzw. Erschießungsgräben. [1]

Um Näheres zu den einzelnen Orten der Erinnerung in Maly Trostinec zu erfahren, wischen Sie bitte über die in der Grafik markierten Felder.

Eigene Abbildung nach: P. Schölnberger (Hrsg.), „Das Massiv der Namen. Ein Denkmal für die österreichischen Opfer der Shoa in Maly Trostinec” Wien: Czernin Verlag.

In Österreich war Malyj Trostenez weitgehend unbekannt – trotz der 9.735 ermordeter Österreicherinnen und Österreicher. Erste Veränderungen in der Erinnerungskultur Österreichs gab es erst nach der „Waldheim-Affäre” 1986, danach stieg das Interesse am Schicksal der Opfer nationalsozialistischer Politik und des Holocaust auch in Österreich signifikant. Erst 2018 wurde das "Massiv der Namen" als offizieller Erinnerungsort im Beisein österreichischer Staatsvertreter eingeweiht.

Entwurf für Blagowschtschina von Leonid Lewin.jpeg

Konzept "Weg des Todes"

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"Weg des Todes" 

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Pforte der Erinnerung 

Massiv der Namen - Kostjuchenko.jpg

Massiv der Namen 

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Wald der Erinnerung 

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