Einführung zur Ausstellung
Der Holocaust kennt unzählige Schauplätze. Während manche dieser Orte als Exempel der Manifestierung der Abgründe menschlichen Denkens und Handelns Einzug in das kollektive Gedächtnis der Menschheit hielten, gerieten andere in Vergessenheit oder blieben gänzlich unbekannt.
Einer dieser eher vergessenen Orte ist ein ehemaliges Lager bei Maly Trascjanec südöstlich der belarusischen Hauptstadt Minsk. Nach aktuellen Schätzungen wurden in der direkten Umgebung des Dorfes ungefähr 60.000 überwiegend jüdische Menschen aus Mitteleuropa und der ehemaligen Sowjetunion von deutschen Besatzungskräften ermordet. Ihre Leichen wurden in Massengräbern verscharrt und noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges exhumiert und verbrannt.
Ohne entschlossene und gefügige Täter gibt es keine Tatorte. Diese digitale Ausstellung wirft daher ein Licht auf die Personen, die in Maly Trascjanec zur Ermordung von Menschen beigetragen haben. In Nachkriegsprozessen, die die Verbrechen des Holocausts aufarbeiten sollten, leugneten viele von ihnen ihre Teilhabe. Andere beteuerten, dass sie aus "Treue zum Vaterland" gehandelt hätten.
Diese Ausstellung wurde in Kooperation mit der Geschichtswerkstatt Minsk von Nils Kaschubat, Johanna Schweppe, Paulin Wandschneider und Frank Wobig, Studierende des Fachbereichs Geschichte der Universität Osnabrück, erstellt. Die Ausarbeitung erfolgte im Rahmen des Seminars "Vernichtungsort Malyj Trostinez. Von der Erschließung zur Vermittlung gewaltüberformter Orte der Shoah und des Vernichtungskrieges" unter Anleitung von Prof. Dr. Christoph Rass.