Täterbiographien

Der Begriff 'Biographie' setzt sich aus den altgriechischen Worten bios (Leben) und graphien (einritzen, schreiben, malen) zusammen.1 In einer Biographie wird folglich ein Leben beschrieben oder gemalt.

Buch-Cover Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945.

Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945

Biographien beleuchten oft den Charakter und ereignisreiche Lebensabschnitte von Persönlichkeiten, die die Gesellschaft geprägt haben oder in ihren Bann ziehen. Die Menschen, deren Biographien auf den folgenden Ausstellungsseiten geschildert werden, haben die Gesellschaft durchaus geprägt; allerdings im deutlich negativen Sinn. Es geht nicht um weltweit bekannte und schillernde Persönlichkeiten, sondern um die Täter des Vernichtungsortes Maly Trascjanec, die für eine lange Zeit ohne Namen blieben. Sie trugen ihren eigenen Teil zu der Vernichtungspolitik während der deutschen Besatzungszeit bei und wurden in Kriegsverbrecherprozessen verurteilt. Das wohl bekannteste Werk, dass sich mit Täterbiographien im Rahmen des Nationalsozialismus befasst, ist Ernst Klees "Personenlexikon zum Dritten Reich". Es gibt einen guten Überblick über die "Elite" der Nationalsozialisten und offenbart gleichzeitig die Komplexität des Themengebiets. 

Anhand der Lebenswege einzelner Täter lassen sich Informationen erfassen, aber auch grundsätzliche Fragen herleiten:

  • Gibt es Überschneidungen in der beruflichen Laufbahn?
  • Haben sich ihre Lebenswege während des Krieges geografisch überschnitten?
  • In welchem sozialen Verhältnis standen die Täter?
  • Waren die Täter zufällig am gleichen Ort stationiert oder lassen sich biographische Gemeinsamkeiten feststellen, die den Aufenthalt am gleichen Ort kausal erscheinen lassen?

Mit den in diesem Projekt vorgestellten, ausgewählten Biographien soll ein Einblick ist das Leben der Täter gegeben und ihre berufliche Laufbahn skizziert werden. Sie stehen sinnbildlich für zahlreiche Biographien von Tätern des Dritten Reichs; gleichzeitig erheben sie keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Sie bleiben personenspezifische Lebensgeschichten, die für sich selbst stehen und interpretiert werden müssen. Eines haben alle hier vorgestellten Täterbiografien gemeinsam: Sie fanden in Maly Trascjanec statt.

Inhaltlich verantwortlich: Johanna Schweppe

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1 Vgl. Klein, Handbuch Biographien. Methoden, Traditionen, Theorien, S. 3.