Otto Goldapp

silhouette-of-a-man-36181.jpg

Revieroberleutnant Otto Hugo Goldapp

Otto Hugo Goldapp (*2. Januar 1898 in Szargitten / †1984, Ostpreußen) war als Mitglied der Schutzpolizei und eines Polizeibatallions auf ehemaligem sowjetischen Gebiet maßgeblich an der "Aktion 1005" in Maly Trascjanec beteiligt.

Goldapp besuchte im Alter von 6 bis 14 Jahren die Volksschule in seinem Geburtsort und arbeitete anschließend im landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters, bis er als Soldat für den Ersten Weltkrieg eingezogen wurde.1 1919 kehrte er zurück und versah im Winter 1919/20 Dienst bei einer Gendarmerie-Einheit in Tilsit. Ab Juni 1920 war Goldapp Beamter verschiedener Polizeidienststellen in Deutschland. 1923 wurde er zur Polizei nach Hamburg versetzt, wo er nach eigener Aussage bis zu seiner Pensionierung 1958 verblieb.2

Von März bis August 1939 war Goldapp, der rückwirkend ab April 1937 Mitglied der NSDAP war, als Schutzpolizist im Protektorat Böhmen und Mähren tätig.3 Von September bis November 1940 war Otto Goldapp nach eigener Aussage als Angehöriger des Polizeibatallions 305 im von Deutschland besetzten Polen im Einsatz.4

Anfang Oktober 1943 wurde Otto Goldapp mit seiner Polizeieinheit nach Belarus versetzt: Über Minsk gelangte er nach Maly Trascjanec, wo er SS-Hauptsturmführer Max Krahner kennenlernte. In einer Befragung von der Staatsanwaltschaft Hamburg im Februar 1960 schilderte Goldapp seine ersten Eindrücke vom ehemaligen SD-Lager bei Maly Trascjanec:5

„[…] Außerdem waren etwa 2 - 3 Baracken etwas abseits und eingezäunt, in denen sich etwa 50 - 60 Juden befanden […]. Die Juden dort liefen frei umher und waren nicht bewacht, Ich habe jedenfalls keinen Posten gesehen […]“.6

Vernehmungsprotokoll Otto Goldapp vom 30. Januar 1959

Vernehmungsprotokoll von Otto Goldapp

vom 30. Januar 1959

In Maly Trascjanec wurden Otto Goldapp und seine Einheit auf Anweisung von SS-Hauptsturmführer Arthur Harder als Sicherungsposten bei der "Aktion 1005" im Wald von Blahaǔščyna eingesetzt. Entgegen Goldapps Schilderung, eine eher passive Rolle bei der "Enterdungsaktion" gespielt zu haben, wurde ihm in Zeugenaussagen unterstellt, an der Ermordung der Häftlinge der Arbeitskommandos durch Erschießungen und Vergasungen beteiligt gewesen zu sein.7

Otto Goldapp verrichtete mindestens vier Wochen lang Dienst bei der Exhumierung der Massengräber im Wald von Blahaǔščyna und blieb bis Weihnachten 1943 in Maly Trascjanec. Im Anschluss an seinen Einsatz in Blahaǔščyna war Goldapp an weiteren "Enterdungsaktionen" in Pinsk und in der Nähe Brest-Litowsks beteiligt.

Goldapp erlebte das Kriegsende in Klagenfurt, wohin er im späteren Kriegsverlauf versetzt wurde. Hier übernahm er nach eigener Bekundung Objektschutzaufgaben für die Gendarmerie und kehrte nach Mai 1945 wieder nach Hamburg in den Polizeidienst zurück.8

Inhaltlich verantwortlich: Johanna Schweppe, Frank Wobig

___________________

1 Vgl. StAnw Hamburg 213-12 0597-001, S. 15; 36 u. 221.
2 Vgl. ebd., S. 24 u. 28.
3 Vgl. ebd.
4 Vgl. ebd., S. 24ff u. 36.
5 Vgl. ebd., S. 37.
6 Ebd.
7 Vgl. ebd., S. 36ff u. 41.
8 Vgl. ebd., S. 36ff u. 39f.