Šaškoǔka
Im Jahr 1943 attackierten belarusische Partisanen immer häufiger die Hinrichtungsstätte im Wald von Blahaǔščyna. Als Reaktion darauf – sowie auf die im Herbst 1943 anlaufende "Aktion 1005" – wurde im südlich des Lagers gelegenen Waldstück Šaškoǔka ein provisorisches Krematorium eingerichtet.
Die Wahl auf das näher gelegene Waldstück Šaškoǔka fiel in der Annahme, durch die Nähe zum gut bewachten Lagergelände von Maly Trascjanec Partisanenangriffe zu unterbinden und somit die Mord- und Verbrennungsaktionen ungestört im Verborgenen weiterführen zu können. In Šaškoǔka hoben die Besatzer eine drei Meter tiefe Grube aus und legten Eisenbahnschienen auf ihren Grund. Die Wände der Grube wurden mit Metall verkleidet und das Gelände mit einem Sichtschutz umzäunt. Tausende, wenn nicht gar zehntausende, Insass:innen der Minsker Gefängnisse und zivile Geiseln wurden in LKW zu der Grube gebracht, erschossen und direkt verbrannt, um keine Spuren der Ermordungen zu hinterlassen. Auf der Suche nach Goldzähnen und anderen wertvollen Gegenständen mussten Zwangsarbeiter:innen die Asche der ermordeten Menschen sieben und ihre Knochen zermahlen.1
Als die Außerordentliche Staatliche Komission der Sowjetunion (ČGK) im Juli 1944 eintraf, fand sie das Krematorium mit Sand zugeschüttet vor. Die deutschen Besatzer hatten in einem letzten Akt der Spurenbeseitigung versucht, das Ausmaß der hier stattgefundenen Ermordungen zu verschleiern. Auf dem Gelände wurden auch leere Patronenhülsen, Brandbomben und Teer gefunden.
Inhaltlich verantwortlich: Paulin Wandschneider
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1 Vgl. Kohl, Trostenez, S. 248; Rentrop, Maly Trostenez, in: Benz/Distel (Hrsg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, S. 581f.